Neun Sichten auf Albert Einstein Kunst zum Jahresthema bei Romstedt
Ein Kaleidoskop von Ideen um Einstein und sein Werk entfaltet sich derzeit in der Galerie Romstedt. Neun Künstler der Galerie haben mit Malerei und Skulptur auf witzige, ironische, ambivalente oder metaphorische Weise, doch immer auf der Suche nach dem Kern der Dinge, dazu beigetragen. Inspiration war da allerdings gefragt. Was macht etwa Hermann Lüddecke, bekannt durch seine üppigen Akte, mit Einstein? Er gibt ihn der Schönen, mit ausgestreckter Zunge, als Handpuppe bei und titelt „Die Bauchrednerin“. Fazit: Hinter jedem bedeutenden Mann steht eben eine starke Frau.
Olaf Thiede versucht bildhaft auf Einsteins Theorie einzugehen. Er stellt ihn um 1905 als Accessoire mit einem Zug auf den „Kaiserbahnhof“, um die Begriffe Zeit und Geschwindigkeit deutlich zu machen. Ein Apfel stellt nach Newton die Verbindung zur Schwerkraft her. In informellen Regionen bewegt sich Horst Mak. Mit überbordender Farbgewalt, den Urknall assoziierend, begegnen und verlieren sich Stoff, Zeit, Geschwindigkeit in „Elements 2004“ und „Rendezvous im All“.
Abstrakt, in komplizierte, feingliedrige edle Bronzen gegossen, manifestieren sich Quasi-Gedankengänge des Physikers in „Ursprung“ und „Innere Zeit“ bei Dietrich Riemann. Eine farbenfroh zusammengewürfelte Mauer von Bernd Raether mit dem Titel „Mehr als Einstein“ überrascht durch Ambivalenz und Spitzfindigkeit. Eine teilende Vertikale steht für die zwiespältige Persönlichkeit. Im Untertitel „Zeit im Raume – Mauer“ lässt sich durch eine Buchstabenumstellung aus dem Wort Raume Mauer bilden.
Harald Kriesel steuert drei sehr unterschiedliche, in Metaphern gekleidete Arbeiten bei. Über einer realistischen Miniaturlandschaft kreist eine buntfarbene Scheibe, ein kosmisches Produkt, als „Merkwürdige Erscheinung“ am Himmel. Durch „E=mc2“ wird eine zart radierte und minimal kolorierte Stadtlandschaft physikalischen Gesetzen unterworfen. Gabriel Heimler hat die jüdische Herkunft Einsteins aufgegriffen und auf einer nachempfundenen Thorarolle seine Halbfigur vor den Einsteinturm gesetzt. Überschrieben ist das Ganze in hebräisch und französisch mit Texten seiner Äußerungen zur Schöpfung. High Tech- Gedanken und persönliche Kraftquelle Bibel waren für ihn kein Widerspruch.
Ulf Schüler schuf neben futuristischen Kompositionen, gemalt „Ultramarin“ oder in Pappe tiefgeschnitten „Umschreibung“ eine beeindruckende, handwerklich gekonnte, überlebensgroße Einsteinbüste aus Eschenholz. Er hat das zähe, schwer zu bearbeitende Holz lebensnah und selbst den widerspenstigen Haarschopf hervorragend gestaltet. Das Publikum war sehr angetan und allgemein wurde befunden, dass dieser bemerkenswerten Arbeit ein Platz in der Öffentlichkeit gebühre.
Eine Abrundung und Zusammenfassung erhält die Ausstellung durch Christian Heinzes „Braune Schatten“ und „Die glücklichen Jahre“; Caputh, Porträt, Leben, Werk und Umfeld gemalt und collagiert sprechen für sich und bedürfen keiner Erklärung. bw Lindenstraße 5, bis 10. Oktober; Mi.-Sa. 14-18 Uhr.
Bärbel Wendt über die Ausstellung ´Einstein´, in der Märkische Allgemeine, Potsdamer Stadtkurier, 06.10.2005